Weltanschauung der ToraDie Weltanschauung der Tora  

Paul Natterer
Aufsätze zur Religionsphilosophie.

[auch in Edition novum studium generale Bd. 9]

2010
29 Seiten
Sprache: Deutsch
Ausgabe: PDF-Datei
Format: DIN A4

 

Datenübermittlung:

Die Weltanschauung der Tora

 

Artikelbeschreibung

Der Aufsatz formuliert die – andernorts in den Untersuchungen zur Religionsphilosophie im Einzelnen zu begründende und fachübergreifend zu erörternde – These: Der Tanakh [Altes Testament] auf der Basis der Tora ist das global früheste zusammenhängende Geschichtswerk zur Frühgeschichte und zu den ersten Hochkulturen mit dem rationalsten Ansatz, dem größten Textumfang sowie dem längsten Berichtszeitraum und mit dem Fokus auf dem prophetischen Theismus als effektivem Schrittmacher von vernunftbasierter Aufklärung und Ethik sowie der längsten und umfassendsten Religions-, Kult- und Sozialkritik der Geschichte im Umfeld der jeweils modernsten urbanen Zivilisationen (Sumer, Ägypten, Phönikien, Babylonien, Persien, Hellenistische Globalisierung).

Der hervorgehobene Abschnitt der These fasst die Weltanschauung der Tora zusammen und ist hier thematisch. Die Untersuchung folgt dieser Gliederung:

(1) Axiomatische theistische Grundüberzeugung: Das Universum wird hervorgebracht und seine Geschichte steht unter der Regierung eines sowohl weltranszendenten als auch weltimmanenten persönlichen göttlichen Absoluten

(2) Die Anerkennung der Realität des Theismus ist die Mutter aller Dinge: „Anfang der Weisheit ist Respekt und Achtung vor dem Spirituellen und Göttlichen“ (vgl. Sprichwörter 9, 10)

(3) Das göttliche Absolute ist Quelle der Ethik und des Heils (Weisheit, Erfolg und Glück) sowie Richter des Handelns von Menschen und Staaten

(4) Thema der Tora und des Tanakh überhaupt ist die Rekonstruktion und Verkörperung von (1) bis (3) in der globalen Dynamik einer nicht-theistischen und nicht-ethischen Zivilisation

(5) Das personale göttliche Absolute selbst inspiriert und motiviert die Erneuerung und Verkörperung des Theismus unter (4) durch die prophetische Berufung und Mission Abrahams aus der urbanen Weltmetropole Ur im nahöstlichen Ausgangs- und Brennpunkt wissenschaftlich-technischer Hochkulturen

(6) Das personale göttliche Absolute selbst beruft und formt aus den Nachkommen Abrahams eine sakrale und politische Eliteein priesterliches und königliches Volk (Exodus 19, 5–6) als Träger der Rekonstruktion des Theismus

(7) Die Formung der sakralen und politischen Elite resp. des Priestervolkes Israel vollzieht sich während eines Jahrtausends durch prophetische Sprecher, Schriftsteller und Akteure gegen die beherrschende Schwerkraft der nicht-theistischen und tendenziell nicht-ethischen Zivilisationen und erfasst effektiv nur einen „Rest Israels“ (Jesaja 10, 20)

(8) Die Rekonstruktion und Verkörperung des Theismus in (1) bis (7) zielt auf die messianische Ära mit der Neutralisierung der nicht-theistischen und ethisch gebrochenen Zivilisationen und deren Eingliederung in die sakrale und politische Elite des Priestervolkes und somit auf emanzipierte Mündigkeit und Inspiration aller Menschen durch das Göttliche: „Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch“ (Joël 3, 1)