Philosophie der TranszendenzPhilosophie der Transzendenz

Mit einem systematischen Abriss der kantischen philosophischen Theologie

Paul Natterer
Norderstedt: Books on Demand GmbH 2011
248 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-8423-4927-8
Reihe: Edition novum studium generale 6
Ausgabe: kartoniert
Format: 22 x 15,5 cm

Anbieter

Artikelbeschreibung

Seit 200 Jahren oszilliert die westliche Kultur und ihre Theologie (sowie inzwischen das globale öffentliche Bewusstsein) zwischen Liberalismus, Subjektivismus, Agnostizismus einerseits und Autoritarismus, Traditionalismus, Fundamentalismus andererseits. Die kritische Philosophie Kants versteht sich sehr bewusst als Lösungsansatz zur Überwindung dieses von Kant als absurd empfundenen Oszillierens zwischen Dogmatismus und Skeptizismus (Kritik der reinen Vernunft XXXIV–XXXV, B 766–797).

Kants Absicht geht auf eine konstruktive Kritik der Dissoziation von einerseits Vernunft und Glauben und andererseits Moral und Glauben, und überhaupt Lebenswelt und Glauben, die für die lutherische Orthodoxie der Neuzeit (wie auch für das neuere Judentum), aber tendenziell auch für die Römische Kirche des 19./20. Jh. typisch sind. Die Analyse und Abwehr von institutioneller Heuchelei, Ressentimentmoral und zynischer Vernunft als Folgeerscheinungen dieser Dissoziation zieht sich wie ein roter Faden durch die kantischen Veröffentlichungen.

In der Gegenwart hat die in Rede stehende Spaltung und Lagerbildung zwischen religiösem Fundamentalismus einerseits und und Agnostizismus/Atheismus andererseits zu einer neuen Theismus-Atheismus-Debatte geführt. Von atheistischer Seite wird die Debatte von dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins angeführt. der Band enthält Daten zum Verständnis der Begriffe und Argumente der gegenwärtigen Diskussion. Den Ausgangspunkt bildet eine aktuelle Aufarbeitung des Materials zu den Gottesbeweisen.

Die Philosophie der Transzendenz stellt sodann diese Debatte der Gegenwart in den Horizont maßgeblicher und wirkungsgeschichtlich dominierender Denker der philosophischen Theologie, welche in letzter Instanz negative Theologie ist: Platon – Thomas Aquinas – Immanuel Kant – Johannes vom Kreuz – Hilary Putnam.

Eine Vorstellung der Klassiker der Ästhetik rundet die Philosophie der Transzendenz ab. Denn seit Platon gilt das Schöne qua verwirklichtes Optimum und Seinsfülle als Mittler zwischen den sinnlichen Erscheinungen und den geistigen Ideen bis zum absolut Guten und Schönen (Göttlichen) in Form einer sukzessiv zu durchschreitenden Stufenleiter ausgehend von der leiblichen Schönheit über die seelische Schönheit zu den schönen Tätigkeiten (aktives Tun), weiter zu den schönen Erkenntnissen (Wissenschaft) bis zum Schönen an sich. „In dieser anagogischen Funktion des Schönen [...] wird nun ein ontologisches Strukturmoment des Schönen [...] sichtbar [... Es hat] die wichtigste ontologische Funktion, die es geben kann, nämlich die der Vermittlung zwischen Idee und Erscheinung“ (Gadamer: Wahrheit und Methode, Tübingen 1990,  486). Denselben Grundgedanken hat Kant: „‚Das Schöne ist das Symbol des Sittlich-Guten‘ – ein Gedanke, der von der größten geschichtlichen Wirkung wurde. Schiller war hier sein Nachfolger.“ (Gadamer 1990, 81)

Hjördis Nerheim (Zur kritischen Funktion ästhetischer Rationalität in Kants Kritik der Urteilskraft, [dt.] Frankfurt a. M./Berlin 2001) argumentiert daher mit guten Gründen für die These, dass die ästhetische Erfahrung bzw. das ästhetische Urteil uns überhaupt erst mit der ganzen Realität und der „authentischen Lebenswirklichkeit“ (10) in Fühlung bringen und eine „conditio qua non aller Weltorientierung“ sind (12–13). Die ästhetische Wahrnehmung ist somit reale Erscheinung der umgreifenden Totalität des Daseins, die unser Sein und Denken im Ganzen bedingt. Diese Totalität wird über das Gefühl, nicht in einer symbolisch-indirekten Sprache mitgeteilt (21–22). Deswegen besteht das „Paradox ... einer unmittelbaren Zusammengehörigkeit ästhetischer Sensibilität zur Vernunft“ (22).

Vorschau (PDF-Dateien)

E-Portale zu: Atheismus-Debatte - Negative Theologie - Ästhetik

Die thematischen Blöcke der Philosophie der Transzendenz liegen auch als E-Portale vor. Dabei ist das Portal zur Atheismus-Debatte das mit Abstand meistgenutzte deutschsprachige Netzmedium zum Thema (Stand 2017) und antwortet damit offensichtlich überzeugend auf ein starkes Bedürfnis. Dasselbe gilt - abgesehen von kurzen Lexikoneinträgen - von dem Netzportal zur Negativen Theologie. Das dritte Portal ist jenes zur Ästhetik. Diese E-Versionen bieten gegenüber dem Buch ferner Präzisierungen und inhaltliche wie bibliographische Ergänzungen.