Religionsphilosophie seit der ZeitenwendeReligionsphilosophie seit der Zeitenwende

Mit einem fachübergreifenden Kommentar zum Neuen Testament

Paul Natterer
Norderstedt: Books on Demand GmbH. In Vorbereitung.
ca. 500 Seiten
Sprache: Deutsch
Reihe: Edition novum studium generale 10
Ausgabe: kartoniert
Format: 22 x 15,5 cm

Artikelbeschreibung

Band 10 der Edition novum studium generale wird voraussichtlich 2016 veröffentlicht werden. In diesem Band wenden wir uns zunächst der wissenschaftsphilosophischen und historisch-philologischen Analyse des Neuen Testamentes zu, d.h. den  Gründungsdokumenten und kanonischen Schriften des Christentums. Die historische Jesusforschung steht aktuell im Fokus des historischen und theologischen Interesses und die mehr oder weniger weitgehende Infragestellung der Historizität Jesu und des NT im 19. und frühen 20. Jh. ruft heute allgemeines Kopfschütteln hervor (vgl. Jens Schröter / Ralph Brucker (Hrsg.): Der historische Jesus. Tendenzen und Perspektiven der gegenwärtigen Forschung, Berlin/New York 2002).

Neben Spezialliteratur zu Einzelthemen werden bei der Besprechung des Neuen Testamentes die derzeit maßgeblichen Standardwerke fortlaufend herangezogen. Für die Religionswissenschaft ist dies im deutschen Sprachraum u.a. Gerd Theissen/Annette Merz: Der historische Jesus, Göttingen, 3. Aufl. 2001 [1. Aufl. 1996]. Für die exegetische Einleitungsliteratur ziehen wir das aktuell und überkonfessionell meistverbreitete deutschsprachige Handbuch von protestantischer Seite heran, aus der Feder von Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament, 6. Auflage Göttingen 2007. Die maßgebliche Aufbereitung nachchristlich-jüdischer Quellen bietet Peter Schäfer: Jesus im Talmud, Tübingen 2007 [engl.: Jesus in the Talmud, Princeton 2007]. Von englischer Seite sind die innovativsten und meistdiskutierten Ansätze der letzten Jahrzehnte einmal John A. T. Robinson: Wann entstand das Neue Testament?, Paderborn/Wuppertal 1986. Originalausgabe: Redating the New Testament, 4. Aufl. London 1981 [1. Aufl. 1976]. Zum anderen das vielgelobte, aber in manchen zeitgeschichtlichen Exkursen nicht unproblematische opus magnum des Neutestamentlers von St. Andrews, Richard Bauckham: Jesus and the Eyewitnesses: The Gospels as Eyewitness Testimony, Grand Rapids 2006. Ähnlich innovativ und stark wahrgenommen sind im deutschen Sprachraum die Robinson entsprechenden Analysen von Hans-Joachim Schulz: Die apostolische Herkunft der Evangelien: zum Ursprung der Evangelienform in der urgemeindliehen Paschafeier, 3. Aufl. Freiburg/Basel/Wien 1997, und auch jene von Dirk Frickenschmidt: Evangelium als Biographie. Die vier Evangelien im Rahmen antiker Erzählkunst, Tübingen / Basel 1997.

Dieser erste Teil des Werkes folgt dieser Gliederung:

1. Die kanonischen Schriften des Christentums

2. Hintergrund und Eckdaten

3. Augenzeugenschaft / Zeitgenossenschaft

4. Form-, Traditions-, Literar- und Redaktionsgeschichte

5. Intellektuelles und ethisches Profil

6. Textüberlieferung und Textkritik

Ein zweiter Teil widmet sich dem religiösen Zentralbegriff der Erlösung resp. Heil. Der Begriff Erlösung ist in der europäischen und westlichen Zivilisation wie kein anderer mit den Begriffen „Christentum“ [= Messianisches Heil und Reich], „Evangelium [= Frohe Botschaft]“, „Jesus Christus“ [= Messianischer Retter] verbunden. Seit 1500 Jahren war unsere Gesellschaft bis vor wenigen Generationen in Verfassung, Gesetzgebung, Bildung und öffentlichem Leben offiziell und selbstverständlich christlich. Repräsentativ für dieses Selbstverständnis ist etwa dieser axiomatische Leitsatz aus einer bekannten Grundsatzerklärung der Römischen Kirche zum atheistischen Kommunismus: "Durch ihn [= Jesus Christus] wurde eine neue universale Kultur begründet, die christliche Kultur, unvergleichlich höher als jene, die der Mensch bis dahin mit Mühe und nur in einigen wenigen bevorzugten Nationen erreicht hatte [... Sie ist] die einzig wahre menschliche Zivilisation." (Pius XI: Divini Redemptoris, 19.03.1937)

Auch heute ordnen die meisten ohne weiteres die Worte „Erlösung“ und „Christentum“ demselben Begriffsfeld zu. Der Unterschied ist nur, dass diese Gedankenverbindung inzwischen weithin als Ausdruck eines verheerenden geschichtlichen Irrtums gilt. Der säkularisierte Zeitgeist, die veröffentlichte Meinung und ein großer Prozentsatz der Bevölkerung halten das Christentum der Tradition für eine entmündigende, verdummende und unterdrückerische Institution. Also das genaue Gegenteil von Erlösung. Nur nach den Zielvorgaben des Zeitgeistes genmutierte Varianten des Christentums erhalten noch – um im Bild zu bleiben – eine offizielle Zulassung.

Nun ist offensichtlich, dass die in den bisherigen Bänden der Edition zu Tage getretenen Ergebnisse eine Neubewertung der Metaphysik und Transzendenz als harter und erstrangiger Realität einschließen. Es ist nicht falsch zu sagen, dass dies sogar die zentrale Einsicht ist. Ebenfalls ins Relief getreten ist die weitergehende Überzeugung, dass Metaphysik und Transzendenz nicht nur unverbindliche, subjektive und abstrakte Dimensionen sind, sondern sich im prophetischen Theismus der Tora und des Tanach (Altes Testament) und des Neuen Testamentes inkarnieren, wie die historisch-philologischen und wissenschaftsphilosophischen Untersuchungen zeigen. Schließlich und drittens ist nunmehr last but not least der herausfordernden Frage nachzugehen, ob trotz deren gegenwärtiger globaler Krise der Denk- und Lebensraum eines ernstzunehmenden Weltbildes das Universum der Katholischen Orthodoxie oder Weltkirche ist. So die These eines der einflussreichsten Moralphilosophen der Gegenwart, Alasdair MacIntyre. Vom Marxismus herkommend überzeugte ihn die Beschäftigung mit der aristotelisch-thomistischen Ethik wider Erwarten von deren Realitätsdichte und führte ihn schließlich in das Universum der Katholischen Weltkirche. Wir sprechen das Thema anhand dieser Gliederung durch:

1 Zur Begriffsgeschichte von Erlösung

2. Anmerkungen zu den Konfessionen des christlichen Israel 

3. Zwei Weltanschauungen und Kulturen 

4. Der Messiasbegriff im Kampf der Kulturen

5. Die zwei Kulturen in der Moderne

6. Symbiose von SRE und SRI

7. Metaphysische Dimension der Erlösung

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